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16.09.2020

Auf die meisten Erinnerungen, die wir im Jahr 2018 gesammelt haben, hätten wir gerne verzichtet. Aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bestärkt es mich, dass selbst die schlimmsten Erfahrungen etwas Gutes haben. Machen Erfahrungen und Erinnerungen uns nicht zu dem Menschen, der wir gerade sind? Und morgen schon sind wir wieder anders, denn wir haben die Erfahrungen des heutigen Tages.

Um es nochmal kurz zusammen zu fassen: 2014 die erste Krebsdiagnose und der dringliche Hinweis der Ärzte unsere Familienplanung schnellstens zu beginnen und abzuschließen. Bis Anfang 2018 haben wir vieles erfolglos ausprobiert. Dann kam der Vietnamurlaub und kurz darauf der positive Schwangerschaftstest. Ich weiss noch genau wie unwirklich sich das anfühlte!

Wir waren auf vieles vorbereitet....frühes liegen, evtl. ein Frühchen ABER wir waren definitiv nicht auf einen Blasensprung im 5 Monat vorbereitet. Unser kleiner Mann war so ein Kämpfer....bis zum letzten Moment hat er sich mit aller Kraft am Leben festgehalten. Ich bin unglaublich dankbar, wie man mit uns umgegangen ist. Intuitiv war es uns wichtig Erinnerungen mit Bao festzuhalten, ihn in unser Leben zu lassen und nur seine Hülle wieder gehen zu lassen. Später sagte man mir, dass dies sehr wichtig ist, um die Trauer zu verarbeiten. Kaum hatten wir das Tal der Tränen verlassen begann der nächste Tiefschlag. Die zweite Krebsdiagnose. Diesmal härter, die Therapie sichtbarer, die Ängste präsenter und die Grenze zum Tod näher. 

Aber auch das habe ich hinter mir gelassen. Ich merke, gerade jetzt, wo ich es alles wieder Revue passieren lasse, dass ich sowohl damals als auch jetzt nicht das Gefühl habe, dass ich das alles erlebt habe. Ich komme mir vor wie in einer Geschichte, die meinem Leben sehr ähnlich ist. Aber eine gewisse Distanz bleibt.

Schon kurz nach Baos Beerdigung wollte ich eine Erinnerung an ihn haben....eine die mir und evtl. anderen präsent ist. Das Tattoo ist die eine Erinnerung. Eine Goldschmiedin wollte uns etwas "basteln". Doch meine Angst, dass ich am Ende Baos kostbare Asche verliere, war zu gross. Der Gedanke blieb aber immer in meinem Kopf. Dann entdeckte ich ein Unternehmen von 2 jungen Frauen hier in Winterthur, die Erinnerungsschmuck sehr liebevoll herstellen (https://www.miah.ch). Es ist kaum zu fassen auf welche wundervolle Art die beiden es schaffen Erinnerungen alltagstauglich zu machen. Es ist nicht auf Anhieb sichtbar, welch kostbares Gut man um den Hals (oder an anderen Körperteilen) trägt und doch sieht man ihren Schmuckstücken die    Besonderheit an. Dank dieser beiden Frauen kann ich Bao nun ganz nah an meinem Herzen tragen und habe ihn auch physisch immer bei mir. DANKE

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