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06.03.2021

Es ist soweit. Ich darf wieder nach Hause. Die letzten Tage vergingen wie im Flug.

Am Mittwoch und Donnerstag ist eigentlich nicht viel passiert. Gestern wurde an meinen Schlauch ein Ballon gehängt. Dieser sollte flach bleiben und sich nicht aufpusten. Das war für die Ärzte das Zeichen das meine Lunge sich wieder repariert hat und sie die Drainage ziehen können. Gesagt getan. Am Abend gab es noch ein Kontroll-Röntgen-Bild. Aber auch das zeigte eine unauffällige, fast entfaltete Lunge. 

Die nächsten 6 Wochen darf ich keine Flugreise machen und nicht tauchen gehen....(also ohne diesen Hinweis hätte ich mich direkt in den Flieger gesetzt und wäre in die Sonne geflogen) und muss mich natürlich etwas schonen. Eine Garantie, dass so etwas nicht mehr passiert, kann mir leider keiner geben. Aber ich musste hier schon hoch und heilig versprechen, dass ich das nächste Mal keine 4-5 Wochen warte, sondern früher einen Arzt aufsuche.

Aber ehrlich, jetzt wo ich weiss was da gemacht wird und wie unangenehm das ist, möchte ich nicht nochmal eine Drainage gelegt bekommen. Es hat mir nichts ausgemacht nackt, bis auf die Unterhose, auf dem Bett zu liegen und von den OP Strahlern beleuchtet zu werden obwohl 20-25 Leute da herumwuseln (der Schockraum wurde geteilt und auf der anderen Hälfte wurde jemand anders behandelt). Auch das Abkleben (sodass ich nichts mehr sehe) hat mir nichts ausgemacht...Die örtlichen Betäubung? Ok, die ist in der ersten Sekunde etwas unangenehm aber dann ist ja alles betäubt. 

Doch dann, wenn du spürst es passiert dort etwas komisches, du aber keine Schmerzen hast, dir die Ärzte gut zureden es sei gleich geschafft durchstösst dich ein .... ja was eigentlich? Ein Schmerz, so wie wenn man sich den Fusszeh anhaut, war es nicht. Aber es hat mich laut stöhnen lassen, meine Hände wurden feuchter, die Beine unruhiger. Ich hatte das Gefühl gleich von meinem Bett zu rutschen, bloss weg von den Ärzten. Schön das sie einem zwischendurch sagen was sie machen, aber ich will nicht wirklich wissen ob bereits der Finger in die Wunde passt. "Frau Hoos, Sie machen das Prima. Das schlimmste haben Sie hinter sich",  von wegen.....Da wird doch tatsächlich wieder eine Schere und Rippenspreizer angefordert. Nein, ich will nicht mehr! Inzwischen stöhne ich hemmungslos wenn sie gefühlt meinen Oberkörper durchbohren. Ich werfe der Schwester (die die ganze Zeit an meiner Seite wacht) einen verzweifelten Blick zu. Ich möchte ihr sagen ich schaff das nicht mehr, bitte versetzt mich in die versprochenen Vollnarkose. Aber die Hoffnung das es doch gleich vorbei ist lässt mich durchhalten. Es wird wieder gedrückt, gezogen und geschnitten....dann ein tschhhhhhh. Der Schlauch ist drin aber irgendwas passt den Ärzten nicht. Das Geräusch kommt 2 oder 3 mal. Jedes Mal arbeite ich mich weiter Richtung Bettkante, meine Hand die während des Eingriffs unter meinem Kopf liegen muss, bohrt sich inzwischen in meine Kopfhaut, der Schweissfilm unter meiner Maske wird zum Wasserfall. Die Schwester spricht mir Mut zu. Inzwischen merke ich ein sehr unangenehmes Gefühl an der Wirbelsäule, ein spitzer, stechenden Schmerz. Die Ärzte sagen das sei normal....jetzt kommt das portable Röntgengerät. Sie müssen sehen ob der Schlauch richtig sitzt. Die Ärztin fordert etwas Morphium für mich an denn nun wird Unterdruck erzeugt, der die Lunge wieder entfalten soll und das kann nochmal "unangenehm" werden. Bravo, da verkrampft sich mein ganzer Körper doch vorher schon. Es schmerzt und ich fühle mich komisch, alle wuseln um mich herum. Der andere Patient ist längst nicht mehr da. 

Sie scheinen zufrieden und nähen den Schlauch an mir fest. Die Ärzte loben mich, wie gut ich das alles durchgehalten hätte und das ich deswegen weiter etwas Mo (Morphium) bekomme....warum nicht gleich so? Sie verabschieden sich und gehen. Meine Schwester bleibt bei mir und sagt, dass ich jetzt auf mein Zimner komme.

Doch plötzlich kann ich nicht mehr Atmen, ich reisse meine Augen auf, versuche zu sagen das ich keine Luft bekomme aber es kommt nur ein Flüsterton. Meine Schwester reagiert sofort, stellt meine Rückenlehne hoch, gibt anderen Anweisungen die ich nicht mitbekomme. Sie hält meine Hand, mit der anderen kralle ich mich an der Matratze fest. Die Ärzte kommen zurück. Der Unterdruck war wohl zu hoch....Ich habe immernoch Panik. Ich will jetzt nicht auf mein Zimmer. Was ist wenn es wieder passiert? Aus Erfahrung weiss ich, dass die Schwestern immer einen Moment brauchen, bis sie bei einem sind. Meine Schwester scheint meine Angst du fühlen und schlägt vor, dass ich noch für 1 Std. in den Aufwachraum komme. So kommt es auch. Dort bekomme ich noch mehr Mo....bis sich alles dreht. Ich döse vor mich hin.

Als ich in meinem Zimmer ankomme ist es bereits 22h und ich döse weiter. Doch immer kurz bevor ich einschlafe werde ich von meinem eigenen Stöhnen geweckt. Um Mitternacht geht es dann los. Ich übergebe mich bis 7:30h im Stundentakt. Gut das nur Wasser in meinem Magen ist. 

Also nein, mit diesen Erfahrungswerten möchte ich nicht nochmal eine Drainage bekommen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bianca (Freitag, 12 März 2021 22:28)


    Ich bin nur froh das du alles überstanden hast und jetzt wieder zu Hause bist ��